Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern wurde im Gemeindehaus Priort (Wustermark) die Erstfassung des Regionalen Kulturlandplans vorgestellt und anschließend diskutiert. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen geführten Spaziergang zu einer Blühfläche im Ort. Anhand dessen Beispiel wurde gezeigt, wie eine vergleichsweise niedrigschwellige Maßnahme in großem Maße zur Förderung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft beitragen kann.
Unter dem Motto „Wasser in der Landschaft“ wurde die Projekt-Werkstatt im Online-Format durchgeführt. Knapp über 40 Teilnehmende aus der Landwirtschaft, Kommunen, aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK), dem Landesamt für Umwelt (LfU) und aus den Natur- und Umweltschutzorganisationen nahmen teil.
Im ersten Teil der Veranstaltungen wurden drei Impulsvorträge gehalten, zum einen über das Klimamoorprojekt von Dr. Lukas Landgraf (LfU) und Christina Grätz (NagolaRe GmbH), über das Landesniedrigwasserkonzept von Holger Lengsfeld (MLUK) und zum anderen über den Klimaschutz und Wasserhaushalt in der Landeshauptstadt Potsdam von Lars Schmäh (Stadt Potsdam). Als Auftragnehmer zur Umsetzung des Landesniedrigwasserkonzeptes stellten sich die Dr. Martin Gocht (DMT GmbH & Co. KG) und Katja Eulitz (BGD ECOSAX GmbH) vor. Der zweite Teil widmete sich dem intensiven Austausch zu den drei Themen in moderierten World Cafés, in denen die Impulsgeber*innen mit den Teilnehmenden im Detail diskutierten.
Als Ergebnisse der Debatten aus den World Cafés war für das Thema Klimamoor die unsichere Lage der Landwirtschaft auf wiedervernässten Niedermoorböden ein Schwerpunkt. Zum einen sollen moorschonende Techniken bis zu 60% gefördert werden, um mit dem höheren Wasserstand und anderen Kulturen wirtschaften zu können, zum anderen können wiedervernässte Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Hier wird von der Landwirtschaft ein finanzieller Ausgleich vonseiten der Gesellschaft gefordert, da die Landwirtschaft durch solche wiedervernässten Flächen aktiven Klimaschutz betreibt. Beim Thema Landesniedrigwasserkonzept bildeten die Trockenperioden der vergangenen Jahre wie auch die sich häufenden Starkregenereignisse einen Diskussionsschwerpunkt. Für beide Wetterextreme müssen für den Landeswasserhaushalt Möglichkeiten zu deren langfristigen Umgang gefunden werden. Vor allem Stakeholder aus den Wasser- und Bodenverbänden, den Wasserbehörden, dem Flussgebietsbeirat und anderen relevanten Akteuren spielen bei der Lösungsfindung eine zentrale Rolle. Im World Café zum Klimaschutz und Wasserhaushalt wurde ebenfalls für eine breite Beteiligung in der Region plädiert. Dazu sollten Plattformen wie das Kommunale Nachbarschaftsforum und der sich gerade etablierende Regionalpark „Havelseen-Mittlere Havel“ genutzt werden. Vor allem bei der klimagerechten Bewirtschaftung von Flächen sollte über die Einführung eines „Klimacents“ oder die Bezahlung von Ökosystemdienstleistungen in der Landwirtschaft nachgedacht werden.
Die detaillierten Ergebnisse aus den World Cafés und die Präsentationen finden Sie hier: Dokumente
Die Erfahrung
der 181 im DVL zusammengeschlossenen Landschaftspflegeorganisationen
zeigt, dass gerade überbetriebliche Gemeinschaften Maßnahmen besser auf
regionale Zielsetzungen ausrichten und die Flexibilität
von Landwirtinnen und Landwirten erhöhen. Landwirt Helmut Querhammer,
der mit seinen Wasserbüffeln auf landschaftsverträgliche Weise
naturschutzfachlich
wertvolle Moorstandorte pflegt, bestätigte: „Landschaftspflege ist für
mich ein wichtiges betriebswirtschaftliches Standbein, das ich dank des
örtlichen Landschaftspflegeverbandes aufbauen konnte. Statt mich mit
bürokratischen Hürden zu quälen, profitiert
mein Betrieb von der zentralen Koordination der Maßnahmen. Das Projekt
„Blaues Band der Havel" ist dafür das beste Beispiel! Auch die Expertise
des Verbandes ist für mich ein Mehrwehrt, gerade die praxisnahe
Umsetzungsberatung und der organisierte Erfahrungsaustausch."
Auf insgesamt 5 ha bereichert im Potsdamer Nordwesten nun seit Mitte Mai eine ganz besondere Kulturpflanze die Agrarlandschaft, der Buchweizen. Der 2. geführte Spaziergang wurde trotz der Ferienzeit wohlwollend durch Interessierte in Anspruch genommen. Vor allem die anwesenden Landwirte wollten mehr erfahren über den Anbau der einst in unseren Breiten üppig kultivierten Art. Vielleicht ist es auch etwas für deren Betrieb im nächsten Jahr? Der Buchweizen ist weder Weizen, noch Gehölz und trägt seinen Namen aufgrund der dem Weizen ähnlichen Nutzung und wegen der den Buchäckern so ähnlichen kleinen Früchte. Die Pflanze gedeiht auf sowohl nassen (Niedermoor-)Böden, als auch auf kargeren (Heide-)Standorten. Die beiden im Projekt realisierten Buchweizen-Äcker befinden sich auf eher trockenen-sandigen Standorten, erfreuen aber dennoch mit einer üppigen Blüte und einem Bouquet aus vielen weiteren bunt blühenden Beikräutern die zahlreich vorbeifahrenden Naturliebhaber. Hierzu zählen beispielsweise der Saat-Mohn, Acker-Spergel sowie die Rote Liste Arten Kornblume und Hundszunge. Zwar stand der Buchweizen am Tage des Spaziergangs in voller Blüte, dennoch konnte man in den unteren Etagen des Blütenstandes bereits die ersten Nüsschen erkennen. Die Ernte wird je nach Witterung Ende August/September stattfinden. Beim Buchweizen ist es wichtig, dass die Früchte ganz trocken abgereift sind, bevor geerntet wird. Geerntet wird aber bereits in diesen Tagen. Nämlich der Buchweizen-Nektar durch Honigbienen die mit 8 Völkern am Rande eines der beiden Äcker platziert sind. Dass Buchweizenhonig eine besondere Delikatesse ist, davon konnten sich die Teilnehmenden durch eine Verkostung zum Ende der Führung überzeugen.
Trotz der starken Hitze hatte ein abwechslungsreiches Programm zahlreiche Gäste auf die Streuobstwiese nach Neu Töplitz gelockt. Der Landschaftspflegeverein konnte mit einem geführten Spaziergang unserer Biologin Anne Brandenburger und einer insekten- und bodenschonenden Mahdtechnik, vorgeführt von Vorstandsmitglied Helmut Querhammer, aufwarten. Außerdem gab es wieder kulinarische Genüsse von lokalen Anbietern, wie Käse aus Kuhmilch und Bratwurst von Galloway und Schwein, zu entdecken. Eine Kuchentafel mit Kaffee und Apfelsaft sorgte für eine erste Stärkung.
Die knapp sechzig Teilnehmenden konnten sich unter Zelten und Kirschbäumen erfrischen ehe es zum geführten Spaziergang im Rahmen des Projektes „Das Blaue Band der Havel“ über die Streuobstwiese zum Thema Agroforstsysteme ging. Im Beitrag zur Auftaktveranstaltung wurde die Agroforstbewirtschaftung kurz vorgestellt. Auf der Streuobstwiese handelt es sich um eine silvo-pastorale Bewirtschaftung, das heißt, Gehölze werden in Kombination mit der Nutztierhaltung auf einer Fläche untergebracht. Die Schafe von Johannes Petrick beweiden die Grünflächen unter den Obstbäumen. Auch Wildtiere nutzen die Streuobstwiese. Ein Fasanenmännchen schwang sich aus einem Kirschbaum auf, als sich die Spaziergänger*innen seinem Ruheplatz näherten. Eine offene Sandstelle, die nun Eidechsen als Behausung dient, konnte bestaunt werden. Als Beweis, dass es sich tatsächlich um eine Eidechsenbehausung handelt, fanden die Kinder eine abgestreifte Eidechsenhaut. Der Pirol war ebenfalls anwesend aber ein Wiedehopf, wie beim Kirschpicknick letztes Jahr erhofft, wurde nicht gesichtet. Herr Eckhardt Nikusch von den Zeidlerfreunden erläuterte die Funktionsweise und den Nutzen der erst kürzlich errichteten Klotzbeute, einer Bienenbehausung in einem künstlich ausgehöhlten Baumstamm, am Waldrand. Hier hat sich bereits ein Bienenvolk niedergelassen, welche Bestäubungsfunktionen sowohl im Wald als auch auf der Streuobstwiese übernimmt.
Nach dem geführten Spaziergang gab es zum Abschluss des Kirschpicknicks noch die Vorführung der Doppelmessermähwerke und Breitreifen für insekten- u. bodenschonende Mahd und einer alternativen Technik zum Schwaden. Diese Techniken werden vor allem auf angestauten Niedermoorböden und bei Maßnahmen zum Natur- und Artenschutz angewandt.
Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Kirschpicknick im Juni geben. Ob dann die Kirschen rechtzeitig reif sind, oder, wie in diesem Jahr, noch etwas Zeit brauchen, wird sich dann zeigen.
Die Auftaktveranstaltung fand Corona-bedingt online statt und hatte zum Ziel, die Inhalte und Maßnahmen des Projektes zu schärfen. Über vierzig Teilnehmende, unter anderem die Stadt Werder, die Landeshauptstadt Potsdam, landwirtschaftliche Betriebe aus der Umgebung, wissenschaftliche Einrichtungen, wie auch Landnutzer- und Naturschutzverbände schalteten sich brandenburgweit zu. Gestartet wurde mit spannenden Impulsvorträgen zu den Themen bodenschonende Bewirtschaftung von Niedermoorböden, Etablierung von Agroforstsystemen und Blühflächen wie auch zu Direktvermarktungsstrategien für landwirtschaftliche Erzeugnisse in der Region. Die Teilnehmenden verständigten sich in Themenworkshops und Diskussionen zum stärkeren Austausch in der Region im Hinblick auf den Moorschutz, Baumpatenschaften und einer weiten Etablierung von Blühflächen.
In den Diskussionen nach den Impulsvorträgen und in den World Cafés zeigte sich, dass im Hinblick auf bodenschonende Bewirtschaftungsweisen und Moorschutz einige Maßnahmen im Entstehen sind oder auf den Weg gebracht wurden, wie die Arbeitsgemeinschaft „Klimamoor“ initiiert vom Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Potsdam, um die Wichtigkeit und den dringenden Handlungsbedarf zum Moorschutz zu befördern. Der Deutsche Dachverband für Landschaftspflege (DVL) denkt einen Maschinenring an, um moorangepasste Technik bereitzustellen. Zudem wird ein Austausch mit erfahrenen Moorbewirtschaftern angeregt, um Ressentiments abzubauen. In der Herstellung von regionalen Fleischprodukten wurde das Problem der langen Wegestrecken zwischen Erzeugung und Verarbeitung und damit der Wirtschaftlichkeit angesprochen. In der Region fehlen Schlachter und Schlachtereibetriebe, die auch kleinere Mengen Fleisch verarbeiten. Insgesamt sind noch weitere Schritte nötig, um Lösungen für eine Direktvermarktung anzubieten. Bei den Agroforstsystemen gibt es viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten zwischen Ackerfrüchten, Baum- und Strauchfrüchten, Energieholz und Tierhaltung. Diese verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten sind derzeit nicht kompatibel mit dem Naturschutzverständnis der Förderungen. In der nächsten Förderperiode soll des deshalb eine AUKM-Förderung mit einer weiter gefassten Definition von Agroforstsystemen geben. Modellhaft können derzeit kleine Flächen durch Baumpatenschaften initiiert werden. Bei den Blühflächen und -streifen wurde eine Verbindung zwischen den Blühflächen als Biotopverbund angeregt, um den genetischen Austausch zu fördern. Der Verbund kann auch in Form von Gehölzreihen geschaffen werden. Wichtig sind Öffentlichkeitsarbeit und die Bereitschaft Blühstreifen mit heimischem Saatgut anzulegen, auch ohne Förderung, um Bewusstsein zu schaffen und Naturschutzaspekte in die Landwirtschaft zu integrieren. Es wurde betont, dass auch die Bevölkerung als Akteure im ländlichen Raum durch Umweltbildungsmaßnahmen mitgenommen werden müssen um Gemeinwohlinteressen stärker in die Landwirtschaft hineinzutragen.
Die Ergebnisse der Diskussionen fließen in das Konzept des Blauen Bandes der Havel mit ein. Ende Herbst folgt eine Projekt-Werkstatt. In dieser wird der Netzwerkgedanke weitergeführt und erste Erkenntnisse aus den Maßnahmen, die im Projekt umgesetzt werden, fließen in den regionalen Kulturlandplan mit ein. In diesem Jahr werden zwei Modellversuche zur standortgerechten und naturverträglicheren Flächennutzung gestartet: die bereits Anfang Mai erfolgte Ansaat von Buchweizen und die Ansaat einer regionalen Blühmischung im September.
Die Vorträge der ReferentInnen und weitere Ergebnisse aus der Auftaktveranstaltung können Sie hier herunterladen: